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„Eine Hofübergabe ist wie ein Staffellauf“

Der Hofübergabevertrag beinhaltet oft Juristendeutsch, das die Hofabgeber nicht immer verstehen. Das sagt eine Agrar-Expertin, die solche Verträge in der Beratung "übersetzt".

Iris Flentje von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen rät Hofübergebern und Hofnachfolgern: „Unterschreibt den Hofübergabevertrag bitte erst, wenn ihr ihn verstanden habt.“  Denn sie erlebe immer wieder, dass Hofübergeber den für sie wichtigen Vertrag nicht wirklich verstanden haben. In der sozioökonomischen Beratung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – aber auch in den Kammern anderer Bundesländer – könne man den Vertrag besprechen.  „Oft sind darin Textbausteine enthalten, und nicht jeder versteht das Juristendeutsch“, erklärt Flentje. Sie geht jeden einzelnen Absatz mit den Kunden durch, „übersetzt“ Passagen oder erklärt welche Folgen die Aussagen haben können. So mancher traue sich beim Notar nicht, Verständnisfragen zu stellen, bei der Beraterin aber schon. „Eine ganzheitliche Beratung hat viel mit Vertrauen zu tun.“ Generell gilt für Flentje folgende Aussage: „Der Vertrag muss zu den jeweiligen Unterzeichnern passen.“ Im Zuge der Übergabe werde der Vertrag häufig drei bis vier Mal angepasst.

„Ich vergleiche Hofübergaben gern mit einem Staffellauf. Der eine fängt an, loszulaufen, der andere greift und muss weiterlaufen.“ Der Unterschied: Staffelläufer können vorher trainieren und die Übergabe proben. Landwirte können nicht vorher üben. Die Übergabe muss gleich sitzen. „Daher braucht diese eine gute Begleitung.“ An dieser Stelle sollte man daher nicht sparen, wobei eine Beratung bei einer Kammer vergleichsweise günstig sei. In Niedersachsen kostet die Stunde 74 Euro. Ein junger Nachfolger, der von heute auf morgen die Staffel übernehme, sei oft überfordert. Besser sei nach und nach einzusteigen, zum Beispiel erst als Mitarbeiter im Betrieb tätig zu sein. Der Vorteil der heutigen Generation sei aber, dass sie gut ausgebildet und besser geschult ist in der Führung von Mitarbeitern.