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Sorge, dass sich Nachbarn um Pachtflächen streiten

Vier Fragen - vier Antworten: Rasso Sandkühler spricht im Kurzinterview über die Hessische Hofbörse. Sie ist ein Marktplatz für Verkäufer und Käufer von landwirtschaftlichen Betrieben.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist rückläufig. Gründe für Betriebsaufgaben finden sich hauptsächlich in der schlechten finanziellen Lage der Landwirtschaft, aber auch in der fehlenden Hofnachfolge. Hier gilt es, frühzeitig zu reagieren, damit keine Vermögensverluste durch hohe Unterhaltskosten, zum Beispiel von Wirtschaftsgebäuden entstehen, erklärt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Gleichzeitig registrieren die Berater des LLH eine verstärkte Nachfrage vor allem junger Menschen, die eine geeignete Hofstelle – je nach ihrer individuellen Schwerpunktsetzung – suchen. Aus dieser Situation heraus wurde schon 1997 beim Amt für den ländlichen Raum Eschwege von Burkhardt Heckmann bundesweit die erste Hofbörse gegründet. Seit 2005 wird diese vom LLH in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landgesellschaft (HLG) weitergeführt. Rasso Sandkühler vom LLH betreut die Höfbörse, die ein Marktplatz für Verkäufer, Verpächter, Käufer und Pächter von landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben in Hessen ist. Das Angebot ist kostenfrei.

Wer sucht einen Hof?

Die Hofbörse ist durch den Strukturwandel geprägt: Es gibt vor allem im Süden eine große Nachfrage nach Höfen und Grundstücken und Landwirte, die weitere Flächen suchen. Und dann gibt es diejenigen, die zum Beispiel infolge von Verkehrsstrukturprojekten ihren Hof verlieren und einen neuen Standort suchen. Inzwischen haben wir viele Quereinsteiger, ein Teil davon will in die ökologische Landwirtschaft einsteigen.

Wie vermitteln Sie?

Wir sind keine Makler. Wir informieren nur über Angebot und Nachfrage, das die Hofabgeber und Suchenden uns reingeben. Wenn jemand anonym bleiben möchte, das kommt bei Hofeigentümern gelegentlich vor, dann landen die Anfragen zunächst bei uns.

Warum wollen Landwirte, die ihren Hof abgeben wollen, überhaupt anonym bleiben?

Es gibt da eine gewisse Sorge, dass sich die  Nachbarn melden und sich um die Pachtflächen streiten. Dass man keinen Nachfolger hat, ist in der Regel ja kein Geheimnis.

Baut dies Druck auf die Landwirte aus?

Ja, weil die weiterhin dort leben möchten, es sich mit keinem Nachbarn verscherzen wollen. Es geht dabei nicht immer um Geld. Geldorientiert sind eher die Erben, die geerbt haben und nicht im Dorf verwurzelt sind. Zudem gibt es regionale Unterschiede. In manchen Dörfern hat die Bauernschaft unter sich vereinbart, für eine gewisse Gerechtigkeit zu sorgen. Es gibt aber auch Dörfer, in denen unerbittlich gefeilscht wird. So ist das Leben.