Plötzlich Landwirt und was dann?
Wer an Hofnachfolge denkt, plant meist eine langfristige und geregelte Übergabe. Aber es kann auch ganz schnell gehen und der neue Versorger von einem auf den anderen Tag auf sich gestellt sein. Eine Ausnahmesituation, die viele Fragen aufwirft. Damit der vorübergehende Versorger oder der Hofnachfolger im Fall der Fälle nicht im Regen steht, rät der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), sich vorausschauend mit dann offenen Fragen zu beschäftigen und die Antworten in einem Notfallordner zu bündeln. Von Belang ist unter anderem: Wer muss informiert werden? Wer kann helfen? Wo sind geeignete Hilfskräfte zu finden? Wer weiß was, wann und wie im Betrieb gemacht werden muss? Gibt es eine Vorsorgevollmacht? Wer kann die Bankgeschäfte führen?
Vordrucke zur Erstellung
Der LLH stellt für die Informationen, die zum Erstellen eines Notfallordners benötigt werden, Checklisten und Vordrucke zur Verfügung. Zudem gibt er Tipps und Empfehlungen zur Strukturierung: So sollten die verschiedenen Themenbereiche übersichtlich gegliedert werden; wichtige Notfallinformationen seien etwa Daten von Ansprechpartnern und Informationen zu Dokumenten wie Passwörtern, Vollmachten und Verträgen. Bei letzteren sei es auch wichtig zu vermerken, wo diese im Original zu finden sind. Zudem sollten die Informationen zu privaten und betrieblichen Versicherungen jährlich aktualisiert werden. Am besten jeweils mit einem Deckblatt, das die wichtigsten Informationen liefert: Vertragslaufzeit, Beitrag, Versicherungssumme, Fälligkeit, Meldefristen und Ansprechpartner.
Ordner als Teil des Hofchecks
Der Notfallordner ist Teil der Gesamtbetrieblichen Qualitätssicherung (GQS), kurz „Hofcheck“ genannt, welche der LLH in Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern entwickelt hat. Der Hofcheck ist nach Angaben des LLH eine effektive Arbeitshilfe, die bei der Erfüllung der Prüf- und Aufzeichnungspflichten landwirtschaftlicher Betriebe unterstützt. Dazu stellt der LLH eine CD zur Verfügung, mit welchen die speziellen Betriebsabläufe erfasst werden können. Dies reicht von den technischen Anlagen wie Elektrizität bis zu den einzelnen Produktionsverfahren in den Bereichen Tierhaltung und Pflanzenbau.
Ernstfall proben
Die Vordrucke und Hinweise müssen genau ausgefüllt werden, so dass sich sowohl Familienmitglieder als auch betriebsfremde Personen hieran orientieren können. Tipp des LLH: „Lassen Sie Ihre Angehörigen die bearbeiteten Checklisten anschauen und proben Sie den Ernstfall. Verstehen Ihre Familienmitglieder Ihre Aufzeichnungen?“ Ein Notfallordner wachse und entwickle sich mit der Zeit. In der Regel gelinge es nicht, sofort ein perfektes Exemplar zu erstellen, aber nach und nach „werden viele wichtige Bausteine zusammen getragen, so dass dann ein betrieb- und familienindividueller Notfallordner bereit steht“.
Die Landesanstalt für Landwitschaft, Ernährung und Ländlichen Raum Schwäbisch Gmünd hat ihren Notfallcheck für Betriebe in Baden-Württemberg als Broschüre herausgegeben. Zum Inhalt gehören eine Notfallcheckliste, Vordrucke und Informationen, wie man einen Notfallordner zusammenstellt. Neben einem allgemeinen Notfallcheck enthält die Broschüre zudem Detailinformationen für verschiedene Betriebszweige, unter anderem Pflanzenbau, Obstbau, Milchvieh und Kälber, Legehennen und Pferde.
Notfallcheck als Broschüre
- Im Notfall sofort zu erledigen: Kurzcheckliste, die in der akuten Notfallsituation hilft, an die ersten Schritte und Maßnahmen zu denken.
- Notfallcheckliste: zum Abprüfen der vorhandenen Situation: welche Informationen und Dokumente liegen bereits vor und welche fehlen noch und müssen ergänzt werden. Und eine erste Übersicht für die helfenden Personen.
- Das Wichtigste für den Notfall: Allgemeines, Betriebliches und Sonstiges: Vordrucke zum Anlegen des Notfallordners und zur Dokumentation
- Informationen zu Vollmachten und Verfügungen: Merkblätter und Infos, die bei der Zusammenstellung des Notfallordners helfen