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Perspektivwechsel beim Kontaktforum

Perspektivwechsel: Hofabgeber schlüpfen in die Rolle der Hofnachfolger und solche, die einmal einen Hof übernehmen möchten, versetzen sich in die Rolle der Eigentümer.

Das Kontaktforum Hofübergabe fand 2019 bereits zum vierten Mal statt und wurde von der Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL) sowie der BioBoden Genossenschaft veranstaltet.

Welche Ängste und Sorgen haben Hofabgeber? Diese Frage sollten potenzielle Existenzgründer und Erben beantworten. Und umgekehrt: Was meint die ältere Generation, was die jüngere bewegt?

Das sind die Ergebnisse: Die „Jungen“ denken: Die ältere Generation kann und will nicht loslassen, hat Angst, dass ihr Lebenswerk nicht fortgeführt oder gegen die Wand gefahren wird. Sie befürchtet, dass sie nach der Übergabe in ein soziales oder finanzielles Loch fällt. Angst vor „sozialer Ausgrenzung“ und „Heimatverlust“ wurde aufgeführt. Die Hofabgeber fürchten, so die Meinung der Jungen, dass die Hofübergabe zwischenmenschlich nicht funktioniert, dass es Streit und Missmut gibt. Und dass ihre Arbeit weder finanziell mit einer angemessenen Rente noch ideell wertgeschätzt wird.

In der anschließenden Aussprache gaben die Betroffenen den jungen Menschen in vielen Punkten recht. Allerdings äußerte keiner der älteren Landwirte, dass er Angst vor sozialer Ausgrenzung habe oder sich um seine soziale Existenz Sorgen mache.

Die ältere Generation formuliert als Ängste und Sorgen der Jüngeren folgendes: Angst vor Finanzierung und Sorge um die Existenzsicherung. „Kann ich davon leben“, fragen viele junge Landwirte, sagt ein erfahrener Landwirt mit Tierhaltung. „Übernehme ich mich zeitlich, körperlich und finanziell?“, „Kann ich diese Arbeit und Lebensführung meiner Familie zumuten?“, „Wie reagiert mein neues Umfeld?“, Angst vor zu viel Einflussnahme der Abgebenden und den Forderungen der weichenden Erben.

Die Betroffenen reagierten auf diesen Perspektivwechsel zum Teil erstaunt. Denn: Keiner der jungen Teilnehmer formulierte, dass er sich um die Ansprüche der weichenden Erben sorgt. „Das ist ein wichtiges Thema, ich wundere mich, dass das hier keiner aufgeschrieben hat“, sagte eine ältere Landwirtin, die bisher keinen Nachfolger gefunden hat. „Ich vermute, dass das Thema nicht als solches wahrgenommen wird von den jüngeren Leuten.“ Ein anderer Landwirt gab den Tipp an Hofübernehmer: „Habt immer einen Plan B in der Hand, falls es mit der Umsetzung nicht klappt.“

„Der Perspektivwechsel ist spannend, und es kommt vieles zur Aussprache“, sagte eine jüngere Frau, die später in der Landwirtschaft arbeiten möchte. „Wir liegen gar nicht so weit auseinander“, so ihr Fazit. „Die Sorge vor zu viel Einfluss der Hofabgeber hat jede Generation“, sagt ein älterer Landwirt.