Netzwerke für die Suche nach der Hofnachfolge
Wegen der sogenannten Ungunstlagen ist es für Landwirtschaftsbetriebe in den Mittelgebirgen häufig schwer, eine Nachfolge zu finden. Naturräumliche Gegebenheiten wie Hanglagen, niedrige Bodenpunktzahlen und ein hoher Anteil an Landschaftselementen wie Hecken oder Baumreihen führen dazu, dass Flächen oft in kleinen Schlägen als Grünland bewirtschaftet werden. Um trotz dieser Standortnachteile zukunftsfähig zu bleiben, müssen die zukünftigen Hofbesitzer die Betriebskonzepte durch Diversifizierung und Spezialisierung anpassen.
Kleine landwirtschaftliche Betriebe prägen die Identität der Mittelgebirgsregionen. Indem sie Grünland offenhalten und so die artenreiche Kulturlandschaft erhalten, tragen sie außerdem in besonderem Maße zum Schutz der biologischen Vielfalt bei. Es ist deshalb wichtig, diese Betriebe zu erhalten und die Suche nach potentiellen Nachfolgern zu unterstützen. Die „Deutsche Vernetzungsstelle ländlicher Raum“ (DVS) unterstützt mit den „Regionaldialogen“ ländliche Regionen dabei, Netzwerke von Akteuren zu entwickeln oder zu verfestigen. Ein aktuelles Thema ist die Hofnachfolge in den Mittelgebirgen. Die DVS berichtet im Zuge der Regionaldialoge von einem Mittelgebirgsbetrieb in Hünenfeld bei Rhens. Ein Ehepaar hält dort – rund 14 Kilometer von Koblenz entfernt – auf rund 25 Hektar Dauergrünland 25 Milchkühe und bauen auf den restlichen elf Hektaren Triticale, Wintergerste, Silomais und Ackergras an. Zusätzlich halten die Eheleute Legehennen und Masthähnchen in Bodenhaltung und vermarkten Eier und Fleisch direkt ab Hof.
Es gibt viele Hürden für eine Nachfolge, im folgenden allgemein zusammengefasst:
Hürden einer Nachfolge
- Unsicherheit: Einige Hofabgebenden sind nicht restlos davon überzeugt, dass sie ihren Hof wirklich abgeben möchten.
- Die Hofübernehmenden, insbesondere Quereinsteiger, wissen nicht, was sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erwartet.
- Existenzielle Abhängigkeit: Für einige Hofabgebende ist der Betrieb ein ergänzender Bestandteil ihrer Altersvorsorge.
- Kapitalintensität: In den ersten Jahren der Hofübergabe gilt es mögliche zusätzliche Personal- und Investionskosten einzukalkulieren.
- Timing und Psychologie: Viele Betriebsinhabende verdrängen den Gedanken an eine fehlende Hofnachfolge oder haben persönliche Ängste davor, den Betrieb abzugeben. Dadurch geht wertvolle Übergabezeit verloren.
- Wohnen: Für viele Betriebsabgebende ändert sich durch Zu- oder Auszug die Wohnsituation.
- Qualifizierung der Hofnachfolgenden: Einige Hofabgebenden bekommen Anfragen von Quereinsteigern, die nicht aus der Landwirtschaft kommen und die anstehende Arbeit auf einem Betrieb unterschätzen.
- Zukunftsfähige Mittelgebirgsbetriebe: Im Hinblick auf die besondere Bedeutung der Landwirtschaft für die Mittelgebirgslandschaften ist es notwendig, zukunftsfähige Ideen und Konzepte für Betriebe zu entwickeln und voranzubringen. Im Rahmen des Regionaldialogs wurden gemeinschaftliche Ansätze wie die Solawi, Biohöfe-Stiftung und Online-Hofbörse vorgestellt sowie kooperative Ansätze wie in den Niederlanden diskutiert. Teilnehmende empfehlen den Landwirtinnen und Landwirten, auch ihre Marktperspektive anzupassen, indem sie regional und direkt verkaufen, um so eine hohe Wertschöpfung auf kleiner Fläche zu generieren. Dies kann beispielsweise mithilfe hochwertiger Produkte wie Pilzen oder Nüssen gelingen. Erzeugergemeinschaften können dabei die Marktposition stärken und vorwärtskalkulierte Erzeugerpreise ermöglichen. Auch außerlandwirtschaftliche Dienstleistungen wie touristische Angebote sollten in Betracht gezogen werden. Quelle: Deutsche Vernetzungsstelle ländlicher Raum
Ein Plan für die Mittelgebirge
Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) setzt sich mit seiner „Mittelgebirgsstrategie 2030“ für die Stärkung der Bergregionen ein.
Mit seinem aktuellen Ideenwettbewerb Modellbetriebe Bioökonomie sucht der DVL zusammen mit Partnern innovative und nachhaltige Ideen für eine biobasierte Land- und Forstwirtschaft. Ziel ist es, Wertschöpfungsketten in den Mittelgebirgsregionen zu stärken und den Menschen, die hier leben und wirtschaften, neue Perspektiven zu geben.