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„Nachfolge muss individuell zugeschnitten sein“

Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, fordert im exklusiven Interview einen Bürokratieabbau in der Agrarförderung.

Wie kann Landwirten die Hofnachfolge erleichtert werden? In vielen traditionsreichen Familienbetrieben ist die Nachfolgeregelung ungeklärt.

Betriebsinhaber sollten sich frühzeitig mit dieser Frage auseinandersetzen und dabei auch die entsprechenden Beratungsangebote der berufsständischen Organisationen, Verbände oder der landwirtschaftlichen Beratungsstellen der Länder in Anspruch nehmen. In jedem Fall gibt es keine Pauschallösung. Jede Hofnachfolge muss individuell auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten sein.

Welche öffentliche Förderung gibt es für außerfamiliäre und familiäre Hofnachfolger?

Hier liegt die Zuständigkeit bei den Bundesländern. Diese bieten die klassische Junglandwirteförderung oder vereinzelt Förderprogramme für außerfamiliäre Betriebsübernahmen an.

Welche Voraussetzungen muss ein Hofnachfolger erfüllen, um eine Förderung zu erhalten?

Im Rahmen der Direktzahlungen gibt es eine besondere Förderung für Junglandwirte, die sogenannte Junglandwirteprämie. Im Rahmen dieser Regelung können Junglandwirte für maximal 90 Hektar ihrer landwirtschaftlichen Fläche für die Dauer von fünf Jahren eine Prämie in Höhe von 44,27 Euro je Hektar erhalten, also insgesamt maximal knapp 4000 Euro pro Jahr. Weiterhin gibt es noch eine besondere Förderung für Junglandwirte und Neueinsteiger im Rahmen der Basisprämienregelung der Direktzahlungen. Sie können für Flächen, für die sie über keine Zahlungsansprüche verfügen, auf Antrag einmalig Zahlungsansprüche aus der nationalen Reserve erhalten und dann für diese Flächen auch die Basisprämie bekommen. Interessierte sollten sich an die zuständige Stelle ihres Bundeslandes wenden und sich dort über die bestehenden Fördermöglichkeiten informieren.

„Der technische Fortschritt sollte zur Reduzierung des Verwaltungsaufwandes genutzt werden.“ Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Bauern haben immer mehr Bürokratie zu meistern. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner befürchtet aufgrund neuer Vorschläge der EU-Kommission, dass viele Regelungen für deutsche Landwirte mit erheblichem Mehraufwand verbunden sind. Wie kann eine Vereinfachung in der Praxis geschehen?

Die Gemeinsame Agrarpolitik ist eine tragende Säule der Integrationspolitik. Sie muss effizienter und weniger bürokratisch sein. Zum Beispiel sollten die Fördermaßnahmen und Förderbedingungen so konzipiert werden, dass sie für Landwirte möglichst einfach umsetzbar sind. Auch die Strategiepläne sollten deutlich weniger detailliert sein als die heutigen Programme der zweiten Säule. Wir sind uns mit der Kommission einig, dass der technische Fortschritt zur Reduzierung des Verwaltungsaufwandes genutzt werden sollte. Wir denken hier beispielsweise an noch bessere Hilfs- und Warnfunktionen bei der Antragstellung und Durchführung von Fördermaßnahmen sowie Erleichterungen bei den Kontrollen.