Hofübergabe aus der Sicht der Landfrauen
Die Bäuerinnen- und LandFrauenverbände aus Deutschland, Liechtenstein, Österreich, der Schweiz und Südtirol vertreten die Interessen der Bäuerinnen und Landfrauen im deutschsprachigen Raum. Deren Präsidentinnen und Geschäftsführerinnen sind sich einig, dass die Hofübergabe als Zukunftsaufgabe auf den Höfen gesehen werden sollte, bei der alle Beteiligten an einen Tisch gehören. Je frühzeitiger die Generationen über Erwartungen und Vorstellungen sprechen, desto besser. Für Frauen, die auf einen Hof einheiraten, sind insbesondere Informations- und Beratungsangebote der eigenen Berufsverbände wichtige Quellen. „Gerade die Frauen tragen sehr viel zum Funktionieren der Betriebe bei. Umso wichtiger ist es, dass sie finanziell in der Rente auf eigenen Beinen stehen können“, sagt Brigitte Scherb, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes. „Neben einer eigenen gesetzlichen Rente, wie zum Beispiel der Bäuerinnenrente, sollte die zusätzliche private Vorsorge für jede Landwirtin selbstverständlich sein“, so Scherb.
Frauen wüssten oft zu wenig über ihre persönliche Situation als Partnerin des Betriebsinhabers oder als Betriebsinhaberin selbst. „Ziel muss es daher sein, junge Frauen zu sensibilisieren, damit sie sich möglichst frühzeitig über ihre eigene Absicherung im Alter informieren. Einerseits ist der gesetzliche Schutz der betrieblichen Einheit unerlässlich, um die Höfe zukunftsfähig zu halten. Andererseits ist es umso wichtiger, dass sich Frauen dessen bewusst sind und selbst rechtzeitig aktiv werden“, erklärt Scherb.
Auf der Grünen Woche in Berlin thematisiert der LandFrauenverband beim „Bäuerinnen Forum 2019“ das Thema Generationenwechsel in der Landwirtschaft. Zudem stellt der Verband auf der Grünen Woche das neue Projekt „Selbst ist die Frau“ vor. Frauen sollen auf das Thema Existenzgründungen aufmerksam gemacht werden.
Dafür sollen Landfrauen im Projekt das Thema als Multiplikatorinnen nach vorne bringen. Die Projektteilnehmerinnen werden zu Ansprechpartnerinnen für potenzielle Gründerinnen und motivieren andere Frauen bei regionalen Workshops dazu, sich mit beruflicher Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Das Bundesfamilienministerium fördert das Projekt in den nächsten zwei Jahren. „Landfrauen hatten schon immer gute Netzwerke. Diese wollen wir auch im neuen Projekt nutzen und die Projektteilnehmerinnen zu Ansprechpartnerinnen und Botschafterinnen beim Thema Gründung vor Ort machen. Denn eins ist klar: Wir brauchen Frauen als Innovationsmotoren für eine starke Wirtschaft im ländlichen Raum“, sagt Scherb.
Im Positionspapier „Mehr Wertschätzung und Förderung für Frauen auf den Höfen“ fordert der Deutsche LandFrauenverband unter anderem die Erfassung der Leistungen von Frauen in der Agrarstatistik, den flächendeckenden Ausbau von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten für Frauen in der Landwirtschaft, insbesondere zu den Themen Hofübergabe sowie Ehe- und Erbrecht, Steuerrecht und Absicherung. „Frauen auf den Höfen sind nicht allein die mithelfenden Familienangehörigen, sondern sie sind auch selbstständige landwirtschaftliche Unternehmerinnen, außerlandwirtschaftlich Beschäftigte, Mitunternehmerinnen, Teilzeitlandwirtinnen und landwirtschaftliche Lohnarbeits- und Saisonkräfte“, heißt es.
Der Deutsche LandFrauenverband ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, und deren Familien. Ziel ist, die Lebensqualität und die Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern. Der dlv vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen. 500.000 Mitglieder, 12.000 Ortsvereine, 22 Landesverbände bilden zusammen ein starkes Netzwerk.