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Gute Kommunikation führt zu Erfolg

Im Interview empfiehlt Isidor Schelle vom Bayerischen Bauernverband Hofabgebern und Hofnachfolgern die präventive Mediation. Schelle ist Experte für Hofübergaben.

Welche Trends beobachten sie bei jungen Hofübernehmern in Bayern?

Die junge Generation hat viele Ideen und möchte naturgemäß Neues ausprobieren. Ein Patentrezept gibt es nicht. Da ist viel zu viel von individuellen Gegebenheiten (Standort, Ausbildung, Fähigkeiten etc.) abhängig. Die Herausforderung ist, seinen eigenen Weg zu finden. Das Thema Urlaub auf dem Bauernhof ist beispielsweise in der gesamten Voralpenregion ein interessantes Thema.  Das Urlaubsverhalten der Menschen hat sich dahingehend positiv entwickelt, die Ansprüche und Erwartungen sind dafür jedoch auch gestiegen. Das kann ein zusätzliches Standbein für Landwirte sein. Aber man muss aufpassen, dass es kein Überangebot gibt. Die Ansprüche an einen landwirtschaftlichen Betrieb haben sich geändert, aber letztendlich muss das, was der junge Hofnachfolger vorhat, auch zu ihm und seiner Familie persönlich passen.

Wie sieht es mit dem Trend Öko-Landwirtschaft aus?

Es gibt die Tendenz zu einem ökologischen Landbau mit einem gesunden Mindestviehbestand. Der Umstieg zum Beispiel in die ökologische Milchviehhaltung stößt aber an Grenzen. Wenn jetzt 50 Prozent der Milchbauern auf Öko-Landwirtschaft umsteigen würden, gäbe es ein Abnahmeproblem in allen Bereichen, konkret beispielsweise bei der Milcherzeugung bei den Molkereien.  Hier sind natürlich die Verbraucher gefordert. Die Landwirte wollen gesunde und regionale Lebensmittel nachhaltig erzeugen, die der Verbraucher auch konsumiert.

Welche Faktoren führen zum Erfolg einer Hofübergabe?

Ich nenne mal eine Faustformel: Diejenigen, die es schaffen, eine gute Kommunikationsstruktur zu schaffen, sind unterm Strich erfolgreicher. Traditionen können Fluch und Segen zugleich sein. Bewährte Muster können helfen oder auch blockieren. Eine präventive Mediation beispielsweise bietet Gelegenheit, da genauer hinzuschauen und nutzt allen Beteiligten. Wenn unabhängige Dritte das Gespräch zwischen Hofnachfolger und Hofabgeber moderieren, wird auch über Themen gesprochen, die man sonst leichter außer Acht lässt. Das sind Fragen wie, wie will ich/wir im Alter leben?, Was planen wir als Übernehmer?, Welche Ängste bezüglich des bevorstehenden Generationenwechsels sind präsent? Oder was können wir dafür tun, das es gut gelingen kann?.

„In regionalen Hofübergabe-Seminare laden wir immer häufiger Bankenvertreter ein, um Kontakt zu knüpfen und Hemmschwellen abzubauen. “ Isidor Schelle ist Rechtsreferent, Mediator und Prozess-Berater beim Bayerischen Bauernverband

Wenn Sie Hofübergabe-Prozesse begleiten: Inwieweit regeln Sie auch steuerrechtliche und notarielle Fragen?

Das Steuerrecht gehört zwingend zum Thema Hofübergabe. Das ist auch Sache der Steuerberatung. Ich persönlich bin gerne bei mindestens einem Gespräch mit dem Steuerberater dabei, um gemeinsam an konstruktiven Lösungen zu arbeiten und eventuell wechselseitige Verwirrungen zu vermeiden. Wir Generationenfolge-Berater müssen  steuerliche Grundkenntnisse haben, um die Landwirte und Familien dahingehend darüber zu informieren, welche steuerrechtlichen Aspekte zu beachten sind. Der Steuerexperte führt dies dann weiter: Nur der Steuerberater darf auch Steuerberatung machen. Schwerpunktbereiche sind dabei das Einkommensteuerrecht und Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht. Umsatzsteuerrecht und vor allem in Fällen der Übergabe außerhalb der geraden Linie und außerfamiliär die Grunderwerbssteuer sind weitere Steuerthemen.

Zudem sollte man die anstehende Übergabe mit der Hausbank besprechen. Immer häufiger ist dabei der Wunsch, dass die Berater hierbei ebenfalls begleiten. Bei Übernahmeverpflichtungen von bestehenden Verbindlichkeiten muss die Gläubigerbank der Übernahme von vorhandenen Schulden zustimmen. Die Banken sind meistens an einer Nachfolgesicherung stark interessiert und offen für die Gestaltung der zukünftigen Geschäftsbeziehung. In regionalen Hofübergabe-Seminare laden wir immer häufiger Bankenvertreter ein, um Kontakt zu knüpfen und Hemmschwellen abzubauen. Der Weg bis zum notariellen Hofübergabevertragsentwurf begleiten wir intensiv, „übersetzen“ dabei auch komplexe juristische Fragestellungen. Die Kommunikation mit dem beurkundenden Notariat ist sehr wichtig.