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„Das Unternehmen Bauernhof muss wettbewerbsfähig sein“

Nur ein erfolgreich geführter Betrieb hat gute Chancen für eine reibungslose Hofübergabe, sagt Bernhard Gründken, Hofübergabe-Berater der Landwirtschaftskammer NRW.

„Erfolgreich geführte Betriebe lassen sich im Rahmen der Hofübergabe leichter übergeben. Dann ist der Junior in der Regel auch bereit, das Unternehmen wie bisher fortzuführen“, sagt Bernhard Gründken, Referent für Einkommens- und Vermögenssicherung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Seit zwölf Jahren berät er Landwirte zum Thema Hofübergaben, hat in dieser Zeit „vielfältige Lebensbereiche“ kennengelernt. „Das Spannende bei einer Hofübergabe ist, dass man es mit verschiedenen Themenbereichen wie Recht, Finanzen, aber auch vielen weichen Faktoren zu tun hat.“ Wenn diese weichen Faktoren, die emotionalen Themen den Hofübergabeprozess bremsen, und Gründken nicht herausfinden kann, was eigentlich das wirkliche Problem ist, dann bietet er an, seine Kolleginnen aus der Supervision dazuzuholen. „Die können im Gespräch herausfinden, welche Wunde aus der Vergangenheit oder Erwartungshaltung die Betroffenen und damit den ganzen Prozess blockieren“, erklärt er. Natürlich geht alles nur freiwillig – wenn Hofübergeber und -nachfolger bereit sind, die Beratung umfassend anzunehmen. „Wir steuern nicht, am Ende muss jeder selbst entscheiden, wohin er möchte.“ Die Landwirtschaftskammer habe ein großes Netzwerk an Experten, die im jeweiligen Einzelfall hinzugezogen werden können. „Wir kennen uns betriebswirtschaftlich aus, kennen die Region und auch die Akteure hier in der Region“, erklärt er. Das geht so weit, dass er weiß, dass bei manchen Landwirtschaftsgerichten eine Rückübergabeklausel keinen Erfolg hat.

Für Gründken umfasst die Hofabgabe nicht nur den eigentlichen Hof, sondern weitere Unternehmensteile. Fast jeder Landwirt habe doch heute eine Photovoltaikanlage, sagt er. Und das allein reicht schon, um hoffremdes Vermögen zu haben. Die Photovoltaikanlage gehört schon nicht mehr zum Hof, genauso wie andere Vermögenswerte, ob Immobilien, Biogasanlagen oder verpachtete Windkraftstandorte. Und daher betont Gründken immer wieder, dass das Unternehmen Bauernhof wettbewerbsfähig sein muss, damit der Nachfolger es übernehmen kann. „Es kommt vor, dass der Sohn enthusiastisch an die Sache rangeht, aber wir einen Investitionsstau feststellen. Wenn wir sehen, dass der Betrieb nicht existenzfähig ist, geht es darum, andere Wege der Betriebsorganisation im Rahmen der Hofübergabe einzuschlagen.“

 

„Die meisten Hofübergeber sind froh, dass sie abgeben können. Sie wollen gern weiter in der Landwirtschaft arbeiten, wollen aber nicht mehr die Bürokratie erledigen.“ Bernhard Gründken, Referent der Landwirtschaftskammer NRW aus Münster

Die meisten Hofübergeber seien im Schnitt 65 Jahre alt und „froh, dass sie abgeben können. Sie wollen gern weiter in der Landwirtschaft arbeiten, wollen aber nicht mehr die Bürokratie erledigen, Gespräche mit Banken führen, Anträge stellen. Sie übergeben gern das Steuer.“ Heute müsse jeder, der einen Stall bauen möchte, mit einer Bürgerbeteiligung rechnen, Anträge stellen, Datenbanken pflegen. Das sei vielen älteren Landwirten eine Last, jüngere Landwirte gehen damit gelassener um. Auch daher sei eine rechtzeitige Hofübergabe zu raten.

In den meisten Fällen, so Gründkens Erfahrung, finden die Gespräche transparent statt. Der Prozess dauere meist mindestens ein halbes Jahr, könne sich aber über mehrere Jahre hinziehen. Im Idealfall finde eine gleitende Hofübergabe statt, der Vater ist Ende 50 und gründet eine Gesellschaft, eine GbR zum Beispiel, um zusammen mit dem Sohn für eine gewisse Zeit den Betrieb gemeinsam zu führen. „Beide haben in dieser GbR dann unterschiedliche Kompetenzen, arbeiten zusammen und dann übergibt der Vater den Hof ganz.“ Nicht nur aus steuerlichen Gründen erfolgt die Hofübergabe im Ganzen, so Gründken. Seinen Schätzungen zufolge haben 10 bis 15 Prozent der Landwirte keinen Nachfolger in Sicht. Die wenigsten von ihnen suchen einen außerfamiliären Nachfolger. „Einfacher ist es für sie, wenn sie die Fläche verpachten.“ Pächter sind meist die Nachbarn. In NRW gibt es ein sehr hohes Pachtpreisniveau mit Preisen von mehr als 1.000 Euro pro Hektar in der Spitze.

Schwieriger sei es für Nebenerwerbslandwirte, den Hof zu übergeben, ohne dass der Nachfolger Ärger mit weichenden Erben bekommt. Ein Beispiel: Die weichenden Erben sehen beim Hof ein Vermögen in Form von Land und der Viehhaltung. Der Betrieb hat zwar Vermögen, macht aber keinen Gewinn. Es ist kein Geld übrig, um die Abfindung an die Geschwister zu zahlen. Diese fühlen sich dadurch ungerecht behandelt. Sehen beim Erben „eine Million“ und sie bekommen „nur“ 5.000 Euro. „Es kommen Nebenschauplätze ins Spiel. Der Nachfolger soll die Pflege der Eltern übernehmen, oder sie sehen noch mögliches Potenzial für Nachabfindungen, an denen sie beteiligt werden wollen.“ Daher rät Gründken, auch die weichenden Erben so frühzeitig wie möglich über den Ist-Stand des Unternehmens zu informieren.

Experten-Tipps für eine leichtere Hofübergabe

  • Vorzeitig an die Hofübergabe denken
  • Auch weichende Erben in die Vorgespräche einbeziehen
  • Transparenz schaffen
  • Was gehört zum Hof? Was sind weitere Unternehmensteile?
  • Photovoltaikanlage, Biogasanlage oder verpachtete Windkraftstandorte sind z.B. weitere Unternehmensteile
  • Beratungs-Netzwerke in Anspruch nehmen
  • Prüfen, ob Investitionsstau vorhanden ist
  • Fazit: Das Unternehmen Bauernhof muss wettbewerbsfähig sein!